Rudolf Kmunke
(1866-1918)
 
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Architekt, Forschungsreisender und Sammler, * 26.3.1866 in Wien, † 07.12.1918 in Wien

Rudolf Kmunke studierte an der Technischen Hochschule in Wien Architektur und war ein viel beschäftigter Architekt des Späthistorismus um 1900 in Wien. 1910 wurde ihm das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens verliehen. Im Alter von 44 Jahren gab Kmunke seinen Beruf auf und unternahm einige große Reisen, bei denen er seine Jagdleidenschaft mit geografischen und ethnografischen Arbeiten und seiner Sammlerpassion verband.

Die erste Expedition führte ihn 1909 nach Ostgrönland. Auf Einladung Kmunkes nahm auch ein Mitarbeiter des Naturhistorischen Museums an dieser Reise teil, um Objekte für die Sammlung des Museums zusammenzutragen.

1911/12 bereiste Rudolf Kmunke Uganda und zählte mit Robert Stigler (1878—1975) zu den Erstbesteigern von Gipfeln des Mount Elgon-Massivs sowie zu den ersten Europäern, die den Nordosten Ugandas (die Provinzen Teso und Acholi) durchquerten. Die von Kmunke finanzierte Expedition bestand aus vier Europäern und 200—250 afrikanischen Trägern und Bediensteten wie beispielsweise Köchen. Kmunkes europäische Mitreisende waren: Richard Storch, der aufgrund seiner Reiseerfahrungen der organisatorische Leiter der Expedition war und während der Reise hauptsächlich als Präparator arbeitete, Josef Schwarzer, der als Filmer und Fotograf tätig war sowie der Mediziner Robert Stigler, welcher der Expeditionsarzt war und "rassenphysiologische Untersuchungen" an Afrikanern und Afrikanerinnen durchführte. Rudolf Kmunke fertigte Karten des Reisegebietes und des Mount Elgon an, die 1913 in der renommierten geographischen Zeitschrift Petermanns Mitteilungen veröffentlicht wurden. Auch erwarb er (hauptsächlich im Tausch gegen Stoffe oder Drahtrollen) Gebrauchsgegenstände, Waffen und Schmuck der verschiedenen ugandesischen Bevölkerungsgruppen. Zudem fing er Tiere ein, die für den Zoo Schönbrunn gedacht waren, von denen jedoch nur ein Teil die Heimreise überlebte.

Seine Erlebnisse und Beobachtungen veröffentlichte Kmunke in der Monographie Quer durch Uganda (1913) und er hielt Vorträge mit Farbdias über seine Reise. Die mitgebrachten Objekte waren für das Naturhistorische Museum in Wien und für Sammlungen in Budapest bestimmt. Der Großteil der Budapester Bestände wurde jedoch bei einem Brand zerstört.

Eine weitere Reise führte Rudolf Kmunke 1913 in das von politischen Unruhen erfasste Marokko. Die bei diesem Anlass gesammelten ethnografischen Gegenstände präsentierte er in einer Ausstellung und schenkte sie anschließend dem Naturhistorischen Museum in Wien.

Kmunke verkörperte den Typ des Privatgelehrten, Reisenden und Sammlers, der lange Zeit eine zentrale Rolle bei der Erforschung außereuropäischer Regionen und beim Aufbau von Sammlungen spielte, bevor an seine Stelle die Ausdifferenzierung wissenschaftlicher Fachgebiete und spezialisierte Forscher traten.

Rudolf Kmunke war zweimal verheiratet und hatte eine Tochter.

Er starb 1918 in Wien an der Spanischen Grippe.

BIBLIOGRAFIE

Anonymus (1910a): Ordensverleihung. In: Wiener Bauindustrie Zeitung 27: 247

Anonymus (1910b): Verleihungen und Ernennungen. In: Neue freie Presse 12.5.1910 (Abendblatt): 1

Anonymus (1911a): Eine österreichische Expedition nach Innerafrika. In: Neue freie Presse 25.7.1911 (Abendblatt): 1

Anonymus (1911b): Eine österreichische wissenschaftliche Expedition nach Britisch Ostafrika-Uganda. In: Neue freie Presse 13.9.1911 (Morgenblatt): 7—8

Anonymus (1912): Rückkehr des Architekten Rudolf Kmunke aus dem Ugandagebiet. In: Neue freie Presse 20.4.1912 (Abendblatt): 1

Anonymus (1913a): Die Marokkoreise des Forschers Rudolf Kmunke. In: Neue freie Presse 27.5.1913 (Morgenblatt): 10

Anonymus (1913b): Quer durch Uganda. Eine Forschungsreise in Zentralafrika. In: Neue freie Presse 21.12.1913 (Morgenblatt): 36

Anonymus (1913c): Vortrag Rudolf Kmunkes über seine Uganda-Expedition. In: Neue freie Presse 22.1.1913 (Morgenblatt): 9—10

Anonymus (1918): Todesnachricht. In: Neue freie Presse 10.12.1918 (Morgenblatt): 7

Architekturzentrum Wien (2007): Rudolf Kmunke. [Eintrag im Architektenlexikon Wien 1880—1945].

Verfügbar unter http://www.azw.at/www.architektenlexikon.at/de/305.htm (Zugriff 13.4.2008)

Hirsch, Leo, Hg. (1912): Der kaiserlich österreichische Franz Joseph Orden und seine Mitglieder. Wien: Biographischer Verlag: 319

Kmunke, Rudolf: siehe Werkeverzeichnis

Kretschmer, Ingrid (1988): Österreichs Beitrag zur kartographischen Erschließung Ostafrikas bis zum ersten Weltkrieg. In: Abenteuer Ostafrika. Der Anteil Österreich-Ungarns an der Erforschung Ostafrikas. Katalog zur Ausstellung in Schloß Halbthurn, 11.05.—28.10.1988. Eisenstadt: Amt der Burgenländischen Landesregierung: 129—160

Stengel, Adolf (1912): Exposition des Architekten Kmunke. In: Die Erste Internationale Jagd- Ausstellung Wien 1910. Ein monumentales Gedenkbuch, Hg. von der Ausstellungskommission. Wien: Frick: 97—98

Woldan, Erich (1988): Österreichische Forscher in Ostafrika und ihre Publikationen. In: Abenteuer Ostafrika. Der Anteil Österreich-Ungarns an der Erforschung Ostafrikas. Katalog zur Ausstellung in Schloß Halbthurn, 11.05.—28.20.1988. Eisenstadt: Amt der Burgenländischen Landesregierung: 125—128

WERKEVERZEICHNIS RUDOLF KMUNKE

Kmunke, Rudolf (1910): Auf Eisbären und Moschusochsen. Tagebuchblätter der Jagderlebnisse in Ostgrönland. Wien: Frick

Kmunke, Rudolf (1913a): Meine Forschungsreise durch Uganda. In: Petermanns Mitteilungen 59/2: 75—77

Kmunke, Rudolf (1913b): Quer durch Uganda. Eine Forschungsreise in Zentralafrika 1911/12. Berlin: Reimer

MITGLIEDSCHAFTEN (MIT BEZUG ZU SEINER REISETÄTIGKEIT)

Bund Deutscher Forscher (Ehrenmitglied)

Ungarisch-Geographische Gesellschaft

verfasst von: Birgit Pack

letzte Änderung: 23.01.2010

zu zitieren nach:

Pack, Birgit (2010): Rudolf Kmunke. Verfügbar unter

http://www.afrikanistik.at/pdf/personen/kmunke_rudolf.pdf (Zugriff Datum, Seite)

Foto aus: Kmunke 1910

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